SPD-Mitglieder aus Steinbergkirche und Glücksburg gedenken am 10. Mai an die 1945 hingerichteten Marinesoldaten vor Norgaardholz

Das kleine, steinerne Mahnmal aus rotem Granit in Norgaardholz an der Geltinger Bucht erinnert mit den letzten Worten der erschossenen Soldaten seit vielen Jahren daran, dass vor 76 Jahren drei junge und den Krieg überlebende Marinesoldaten zwei Tage nach Kriegsende am 10. Mai 1945 auf einem Schnellboot in der Geltinger Bucht als sogenannte „Fahnenflüchtige“ ohne jede menschliche und situative Rücksichtnahme standrechtlich erschossen worden sind.

Die Matrosen Fritz Wehrmann, Alfred Gail und Martin Schilling, zwischen 20 und 26 Jahre alt, hatten zwei Tage nach der Kapitulation am 6. Mai 1945 ihre Einheit auf der dänischen Seite der Förde verlassen und wollten so schnell wie möglich nach Hause zu ihren Müttern – die Väter und Brüder waren bereits tot!

Sie waren auf ihrer spontanen, gemeinsamen Flucht gefasst und in einem Schnell­gerichtsverfahren, bestehend aus überlebenden deutschen Marineoffizieren am 9. Mai 1945 auf einem in der Geltinger Bucht ankernden Schiff der deutschen Marine, zum Tode verurteilt worden.

Der verantwortliche Komman­deur Rudolf Petersen hat aus Disziplinargründen gegenüber den Offizieren und der Mannschaft auf seine Begnadigungsmöglichkeit bewusst verzichtet. Rechtlich formal zwei Tage nach dem Ende des menschenverachtenden 2. Weltkrieges mit über 50 Millionen Toten, zu großen Teilen verantwortlich ausgeführt von der Deutschen Wehr­macht mit ihren führenden Generälen Jodl, Keitel und Dönitz. General Dönitz hatte nach Hitlers Selbstmord am 30. April 1945 seine Truppen noch einmal auf die absolute Einhaltung der militärischen Disziplin eingeschworen.

Diesem militärischen Wahn hat Kommandeur Rudolf Petersen in der Geltinger Bucht nach Kriegsende noch einmal drei junge Menschen ohne jeden humanitärem Gedanken geopfert und damit unendliches und vermeidbares Leid über drei Familien gebracht. Niemand, kein Offizier und kein beteiligtes Mannschaftsmitglied, hatte trotz der beendeten Kampfhandlungen und dem eigenem Denken – wie komme ich so schnell wie möglich nach Hause – an die auf ihre Söhne sehnlichst wartenden Mütter und an die noch lebenden anderen Familienmitglieder gedacht! In den Protokollen steht davon kein Wort.

Kommandeur Rudolf Petersen hat später noch viele Jahre unerkannt in Flensburg gelebt. Gerichte haben ihn freigesprochen von jeder Schuld!

Seit Jahren wird dieses Mahnmal immer zum Jahrestag, dem 10. Mai, von Ortsvereinsmitgliedern aus Steinbergkirche und Glücksburg bepflanzt und dann das ganze Jahr über gepflegt. Viele Vorbeigehende bleiben stehen und lesen die Inschrift oder legen zum Gedenken an die drei Jungs einen Kieselstein auf das Mahnmal. Wer einmal vorbeikommt am Strand von Norgaardholz, sollte einen Moment stehenbleiben und ihrer gedenken.